Immer seltener sind Kinder mit ihren Eltern zusammen beim Wandern anzutreffen. Smartphone und TV sind oft verlockender. Die Natur dagegen öde und langweilig. Dabei lässt sich das leicht ändern.
Die Temperaturen steigen und auch die Sonne lässt sich immer häufiger blicken. Keine Frage! Der Frühling ist da. Für viele wanderbegeisterte Eltern heißt es endlich wieder raus in die Natur. Mit ihnen im Schlepptau sind dann häufig die Kids. Aber anstatt den Ausblick zu genießen und einfach einen Fuß vor den nächsten zu setzen, hört man dieses: „Wann sind wir endlich da?“ „Wie weit ist es noch?“ „Ich kann nicht mehr.“ „Kannst du mich bitte tragen, Papa?“ Fragen und Aussagen, die Eltern allzu gut kennen.
Im schlimmsten Fall bleiben die kleinen Nörgler einfach stehen und machen keinen Schritt mehr. Bockende Kinder und wütende Eltern – der Tag hätte doch eigentlich so schön werden können.
Kinder wollen nicht einfach nur langweilig durch die Gegend laufen. Sie wollen etwas erleben. Mit der richtigen Planung im Vorfeld und kleinen Motivationstricks für unterwegs werden auch Ihre Kinder Spaß am Wandern haben. Glauben Sie mir!
Nörgeln und meckern ade – 9 Motivationstipps für unterwegs
❶ Kinderfreundliche Touren planen
Kinder lieben die Natur. Gerade Wiesen und Wälder bieten sich für aufregende und spannende Wandertouren an. Wie oben schon erwähnt, hassen Kinder es stur geradeaus zu laufen. In den wenigstens Fällen interessieren sie sich für die traumhafte Landschaft. Sie haben einfach noch keinen Blick dafür. Sie springen nach links und nach rechts, stellen Fragen über Fragen und erwarten zufrieden stellende Antworten.
Mein Tipp für die Tourenplanung:
Die Strecken in Wanderführern sind häufig in verschiedenen Farben gekennzeichnet. Blau steht dabei für leichte Strecke. Diese sind häufig auch damit gekennzeichnet, dass sie für Kinder geeignet sind. Hier laufen Sie aber meist auf breiten festen Forstwegen, Straßen und Wirtschaftswegen. Klingt das nach spannender Natur? Wohl eher nicht! Das werden auch Ihre Kinder schnell mitbekommen und mit langezogenen Gesichtern reagieren. Rote Linien stehen für mittelschwere und schwarz für schwere Strecken. Bei den schwarzen Strecken können Sie davon ausgehen, dass die Wanderwege mitten durch die Natur und an Bergpfaden entlang führen. Das ist es was Kinder wollen. Ein aufregendes Abenteuer, wie in einem ihrer Lieblingsfilme- oder -sendungen. Gerade bei den schwarzen Strecken müssen Sie aber mit kleinen „Gefahrensituationen“ wie z.B. steilen Abhänge rechnen. Abhilfe kann hier aber ein Seil schaffen, dass Sie in dieser Zeit an Ihr Kind anlegen und es als Art „Leine“ nutzen.
Wenn Ihr Kind schon etwas älter ist, sollten Sie es bei der Tourenplanung unbedingt mitentscheiden lassen. Achten Sie ebenfalls darauf, dass die Tour zwischendurch kleine Attraktionen bereithält. Das könnte zum Beispiel ein Kletterpark oder ein kleiner Bach zum Baden sein.
Und noch etwas Wichtiges zum Schluss:
Übertreiben Sie es nicht mit der Streckenlänge, gerade zu Beginn. Laut dem Deutschen Wanderverband (unter wanderverband.de) rechnet man: „Lebensalter mal 1,5“. Ein 8-jähriges Kind würde in dem Fall etwa 12 Kilometer im Flachland zurücklegen können, ausreichend Pausen natürlich vorausgesetzt. 100 Höhenmeter zählen hier wie ein Kilometer.
Die Zahlen sind aber natürlich kein Muss. Kleine Kinder schaffen häufig nicht einmal die laut Formel errechnete Strecke, gerade wenn sie erst mit dem Wandern beginnen. Damit Sie aber nicht auf Ihr geliebtes Hobby verzichten müssen, gibt es so genannte Kraxen, in denen Sie Ihr Kind bis zu einem bestimmten Gewicht bequem auf dem Rücken tragen können. Mehr Informationen und wichtige Tipps zur Handhabung mit solchen Rucksacktragen finden Sie im Ratgeber von alles-zum-wandern.de.
❷ Immer mit der Ruhe
Wenn Erwachsene Wandern gehen, soll möglichst viel Strecke in kürzester Zeit zurück gelegt werden. Dass das mit Kindern so nicht funktioniert, dürfte jedem klar sein. Grob kann man sagen, dass man die doppelte Zeit einplanen muss. Die Kinder wollen die Natur entdecken, Steine sammeln und Tiere beobachten. Das dauert eben seine Zeit. Wenn Sie Ihr Kind zum Wandern mitnehmen, müssen Sie sich damit einfach abfinden. Wenn Ihr Kind ständig Sätze wie „Beeil dich doch mal“ oder „Wir müssen jetzt weiter“ hört, dann wird es schnell die Lust verlieren und das wollen Sie doch bestimmt nicht.
❸ Alles beisammen
Papa hat einen Wanderrucksack, Mama trägt einen Rucksack – da will das Kind natürlich auch einen. Und das sollte man ihnen auch nicht verwehren. Hierin können sie ihre gesammelten Sachen, wie Steine, Stöcker, Tannenzapfen, etc. unterbringen. Wichtig ist nur, dass der Rucksack im allgemeinen nicht zu groß und zu schwer ist. Denn dann dauert es nicht lange, bis Papa oder Mama den Rucksack in der Hand hält.
Ein Rucksack ist aber kein Muss. Es gibt auch Kinder, die mögen es nicht, noch etwas Zusätzliches mit sich herum zu schleppen. Das sollte man dann auch akzeptieren. Hier kann im Notfall eine kleine Plastiktüte für die gesammelten Werke herhalten.
❹ Mit Geocaching auf Schatzsuche
Ob Mädchen oder Junge – Schatzsuchen sind doch bei allen Kindern sehr beliebt. Wie wäre es dann beispielsweise mit Geocaching? Eine Art Schatzsuche mit Suchtgefahr! Hierbei muss ein sogenannter Cache (Versteck) mittels GPS-Daten gefunden werden. Geocaches gibt es mittlerweile unzählige und das längst nicht nur in Deutschland. Für viele Naturfans ist es ein echtes Hobby geworden.
Mehr Informationen zum Geocaching und zu den Teilnahmebedingungen finden Sie unter geocaching.de.
❺ Mit Spielen die Zeit vertreiben
Was bei Autofahrten hilft, kann auch beim Wandern nicht verkehrt sein. Kinder brauchen hin und wieder einfach ein bisschen Abwechslung. Klassische Spiele für unterwegs, für die man nichts weiter benötigt, sind z.B.
➔ Ich sehe etwas, was du nicht siehst
➔ Ich packe meinen Koffer und nehme mit …
➔ Lieder raten
➔ Wer oder was bin ich?
➔ Stein Schere Papier
Die Anleitungen zu diesen und noch weiteren Spielen finden Sie unter kidsaway.de.
Schauen Sie sich ebenfalls in der Natur um. Wasser bietet immer eine spaßige Abwechslung. Hier können Sie kleine Dämme bauen, flache Steine über das Wasser flitzen lassen, Boote aus Schilf bauen und ein Wettrennen veranstalten oder ein Floß aus Stöckern bauen. Der Phantasien sind keinerlei Grenzen gesetzt.
❻ Das Kind als Anführer
Kinder spielen gerne den Anführer. Sie fühlen sich groß und ein bisschen erwachsen. Das macht sie stolz. Lassen Sie sie ruhig auch mal bei der Wanderung den Chef spielen. Genießen Sie es, wenn Ihr Kind Sie durch die Natur führt. Sie werden sehen, wie viel Spaß Ihre Sprösslinge daran haben und dabei so richtig aufblühen. Und sie kommen garantiert ein Stückchen schneller voran.
Interessanter können Sie die Wanderung noch gestalten, indem sie den richtigen Weg mittels Kompass oder Karte von Ihren Kindern bestimmen lassen. Jetzt kommt garantiert keine Langeweile mehr auf.
❼ Ausflug mit Freunden
Kinder fühlen sich wohl, wenn sie unter Gleichaltrigen sind. Denn dann haben sie jemanden, mit dem sie sich austauschen, toben und spielen können. Das hat auch einen Vorteil für Sie. Denn Sätze wie „Wann sind wir endlich da“ oder „Wie lange müssen wir noch laufen?“ kommen deutlich seltener vor, als wenn die Kinder allein sind.
❽ Übernachtung in Zelt oder Hütte
Gibt es etwas aufregenderes für Kinder als eine Nacht in der Natur zu verbringen? Wohl kaum – zumindest für kleine Naturliebhaber. Klassische Hütten bieten sich optimal als Übernachtungsdomizil an. In großen Wandergebieten, wie etwa in den Alpen, finden Sie reichlich davon. Mit relativ wenig Aufwand lässt sich so eine Unterkunft schnell finden.
Bei einer Übernachtung im Zelt müssen Sie schon an ein wenig mehr denken. Vor allem muss das Zelt, der Schlafsack und andere Utensilien den ganzen Wanderweg getragen werden. Dafür ist aber das Zelten ein reines Abenteuer, wovon die Kleinen wahrscheinlich noch lange schwärmen werden.
❽ Pflanzen und Tiere bestimmen
Kinder ab einem Alter von etwa 3 Jahren können einen mit den merkwürdigsten Fragen bombadieren. Natürlich bleibt das in der freien Natur nicht aus, schließlich gibt es genau hier so viel zu entdecken und zu lernen. Bei einer Wandertour sollte also eines ganz sicher im Gepäck sein – ein Bestimmungsbuch für Tiere und Pflanzen. Wenn Ihr Kind dann wissen möchte, was diese oder jene Pflanze ist oder welcher Käfer hier nun gerade am Waldrand entlang krabbelt, dann brauchen Sie nur nachschlagen und können ihm eine Antwort geben. Besser als „Ich weiß es nicht“ zu sagen. Das i-Tüpelchen für die Kleinen ist hier eine kleine Becherlupe (z.B. hier erhältlich), in die die kleinen Tierchen gesammelt und eventuell gefüttert werden können.
Meine Bücher-Tipps für die Pflanzen- und Tierbestimmung:
➥ Unsere essbaren Wildpflanzen: Bestimmen, sammeln und zubereiten
➥ Der BLV Tier- und Pflanzenführer: für unterwegs
➥ Der Kosmos Tier- und Pflanzenführer: 1000 Arten, 4000 Abbildungen