Canyoning erfreut sich seit einigen Jahren immer größerer Beliebtheit bei Freizeitsportlern. Aber was genau ist das und für wen eignet sich die Trendsportart?
Seit Ende der 1990er Jahre hat sich eine neue Trendsportart etabliert, die bis heute immer mehr Anhänger findet. Hierbei handelt es sich um einen Mix aus sportlicher Herausforderung und Spaß in der unberührten Natur. Die Rede ist vom Canyioning, bei dem actionreiche Schluchten durchquert werden. Dies geschieht auf verschiedene Weisen: wandern, klettern, abseilen, springen, schwimmen und tauchen. Langeweile kommt dabei also auf keinen Fall auf!
Canyoning klingt wirklich sehr interessant, oder? Genau deshalb möchte ich in diesem Beitrag näher auf die Trendsportart eingehen. Denn anders als viele meinen, unterschiedet sich diese grundlegend von Sportarten wie Klettern oder Bouldern. Vielmehr erfordert diese vielfältige Kenntnisse und sollte auf keinen Fall unterschätzt werden.
Was ist Canyoning?
Canyoning wird auch als Canyoneering, Schluchteln oder Schluchting bezeichnet. Dabei werden Schluchten bezwungen – in der Regel talabwärts von oben nach unten. Hierbei werden kombiniert man verschiedene sportliche Techniken wie Wandern, Klettern, Abseilen, Springen, Rutschen, Schwimmen oder Tauchen. Man kann an Schluchten und Wasserfällen hinab klettern, sich abseilen oder hinab rutschen. An flachen Passagen kann man wandern oder in Wasserbecken springen und dort schwimmen oder tauchen.
Canyoning beinhaltet Elemente aus verschiedenen sportlichen Elementen und ist im Prinzip eine Mischung aus Bergsport und Wassersport.
Sind spezielle Fertigkeiten und Kenntnisse fürs Canyoning notwendig?
Wer sich eigenständig auf eine Canyoning-Tour begeben möchte, muss neben einer überdurchschnittlichen Fitness auch noch über eine ganze Reihe weiterer Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen:
- Seiltechnik: Allgemeines Handling, Abseilen, Standplatzbau und Rettungstechniken
- Erfassen und Auswerten von Wetterdaten
- Spezifische Zeichen- und Lautsprache
- Erste Hilfe
- Orientierung
- Risikomanagement
- Ausrüstung
- Naturschutz
Wie eingangs erwähnt, handelt es sich beim Canyoning um eine Mischung aus Bergsport und Wassersport. Es werden folglich Kenntnisse und Qualifikationen aus beiden Bereichen benötigt. Jedoch sind einige Kletterer und Bergsportler der Meinung, sie würden alle notwendigen Voraussetzungen mitbringen. Schließlich wissen sie ja, wie man klettert, Seile spannt und sich abseilt. Da sie aber in den meisten Fällen keinerlei Kenntnisse zu Wildwassertechnik – speziell die Analyse von Strömungsformen und das kontrollierte Wildwasserschwimmen – und zu Abwandlungen von Seil- und Alpintechniken speziell fürs Canyoning besitzen, handelt es sich dabei über einen gefährlichen Trugschluss.
Zudem spielt auch das Wetter beim Canyoning eine andere Rolle als beim Bergsport. Dieses ist in Bezug auf das Wasser in der Schlucht zu analysieren. Eine falsche Deutung kann lebensgefährlich sein. Denn auch ein weit entfernter Niederschlag kann den Wasserstand innerhalb kürzester Zeit ansteigen lassen. Die Gefahr besteht in einer solchen Situation darin, dass ein Abbruch der Tour oder ein Rückzug in vielen Fällen schier unmöglich ist.
Sich selbst aus einer brenzligen Situation zu befreien, ist oft gar nicht so einfach. Daher sind die genannten Fähigkeiten so enorm wichtig, um sich gar nicht erst in Gefahr zu bringen oder gegebenenfalls besonnen handeln zu können. Der Handel hält zu diesem Zweck eine ganze Reihe an Fachlektüre bereit, wie das Handbuch Canyoning von Eberhardt Hofmann und Tobias Ott. Dieses beschriebt ausführlich alle wesentlichen Techniken und die erforderliche Ausrüstung. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Vermeidung von Risiken und dem Notfallmanagement.
Canyoning lernen
Eigenständige Canyoning-Touren sollten wirklich nur erfahrene Freizeitsportler durchführen. Wer die notwendigen Kenntnisse und Erfahrungen nicht vorweisen kann, sollte sich mit geführten Canyoning-Touren an die Sportart heranzutasten. In Deutschland gibt es diverse Anbieter – darunter auch Die Canyonauten, der einzige deutsche Anbieter mit ISO-zertfiziertem Sicherheitskonzept – für solche Touren. Hier können Sie das Canyoning unter fachkundiger Führung einfach Just für Fun betreiben oder es von der Pike auf lernen und sich alle erforderlichen Kenntnisse aneignen.
In den geführten Canyoning-Touren bezwingen Sie entsprechend Ihrer Erfahrungen Schluchten verschiedener Schwierigkeitsgrade – von der Strecke für Anfänger über die für Fortgeschrittene bis hin zur Profistrecke. Im Gegensatz zu eigenständigen Canyoning-Touren sind die geführten Touren in der Regel so geplant, dass bestimmte Stellen auch einfach umgangen werden können. So ist es beispielsweise an vielen Stellen möglich, sich abzuseilen, anstatt zu springen.
Welche Ausrüstung ist zum Canyoning notwendig?
Der wichtigste Teil der Canyoning-Ausrüstung ist eine wasserfeste Kleidung – in der Regel aus mindestens fünf Millimeter dickem Neopren. Diese schützt zum einen im kalten Wasser vor Auskühlung und zum anderen vor leichten Hautverletzungen beim Klettern und Abseilen.
Tipp: Unter dem Neoprenanzug können Sie eng anliegende Badekleidung oder an kalten Tagen auch Funktionswäsche tragen.
Neben der wasserfesten Kleidung, die im Übrigen auch mindestens drei Millimeter dicke Neoprensocken beinhaltet, benötigen Sie weitere Ausrüstungsgegenstände:
- Canyoningschuhe, alternativ Wanderschuhe
- Alpintauglicher Helm
- Canyoninggurt
- Seil → sollte lang genug für die höchste Abseilstelle sein
- Karabiner
- Bandschlingen
- Abseilgerät speziell fürs Canyoning
- Wasserfester Rucksack
- Handy oder Kamera
- Erste Hilfe Set
- Klappmesser
- benötigte Medikamente
- Wechselkleidung
Begeben Sie sich auf wenig oder noch gar nicht erschlossene Touren, benötigen Sie zudem auch Materialien, um Stände und Verankerungen einzurichten und eine eventuell notwendige Bergungsaktion durchführen zu können.
Für wen ist Canyoning geeignet?
Entscheiden Sie sich dazu, an einer Canyoning-Tour teilzunehmen, müssen Sie sich in einer guten körperlichen Verfassung befinden und körperlich fit sein. Die organisierten Touren unterscheiden sich zwar in ihren Schwierigkeitsgraden, aber dennoch müssen Sie grundsätzlich die folgenden Bedingungen erfüllen:
- Trittsicherheit
- keine (starke) Höhenangst
- kein starkes Übergewicht
- sichere Schwimmkenntnisse
Für körperbewusste Menschen, die körperlich und geistig fit sind, sind damit kaum Grenzen gesetzt. Sogar Kinder können sich im Canyoning probieren und ihre Fähigkeiten in Familientouren unter Beweis stellen. Voraussetzung ist auch hier, dass sie die genannten Bedingungen erfüllen – also auch sicher schwimmen können.
Canyoning Hotspots in Europa
» Canyoning in Deutschland:
- Starzlachklamm im Berchtesgardener Land
- Almbachklamm im Allgäu
- Schwarzwasserbach im Kleinwalsertal
- Kobelach im Allgäu
» Canyoning in Österreich:
- Rosengartenschlucht im Oberinntal
- Alpenrosenklamm im Ötztah
- Auerklamm im Ötztal
- Almbachklamm im Salzburger Land
- Seisenbergklamm im Salachtal
» Canyoning in der Schweiz:
- Saxetenschlucht bei Interlaken
- Grimselpass am schweizerischen Totensee
- Chli Schliere in Alpnach
- Boggera Schlucht im Tessin
- Iragna Schlucht im Tessin
» Canyoning in Frankreich:
- Verdonschlucht in der Alpes-de-Haute-Provence
- Canyoning-Park in Argelès-sur-Mer
» Canyoning in Italien:
- Canyon Chalamy im Aostatal
- Gole del Sesia entlang des Flusses Sesia
- Sorba entlang des Flusses Sesia
» Canyoning in Spanien:
- Coanegra aus Mallorca
- Sa Fosca auf Mallorca
- Sierra de Guerra in der Provinz Huesca