Eine Mountainbike Federgabel ist entscheidend für das Fahrverhalten und sollte nicht einfach nach Gefühl gekauft werden. Beachten Sie beim Kauf lieber diese Punkte.
Keine Frage: Mountainbikes haben sich von einem Modetrend in den 80er Jahren zu einem der bekanntesten Radtypen entwickelt. Gerade dieser Bereich hat sich in den letzten Jahren je nach Einsatzzweck fein ausdifferenziert. Freeride, Race, Marathon, Cross Country, All Mountain, Downhill – dass sind Anglizismen, die die Vielfalt des MTB-Sports abbilden. Das Mountainbike ist eben das Mittel der Wahl für den Biker, der schnell über flache Waldwege und Schotterpisten jagt genauso wie für den Piloten, der auf einem alpinen Trek wurzelige Singletrails abfährt.
Für jedes Einsatzgebiet gibt es spezielle Federgabeln
Klar ist, dass in diesem boomenden Sport die technische Entwicklung immer weiter geht. Für jedes Einsatzgebiet gibt es spezielle Bikes, die ihre Disziplin perfekt beherrschen, wobei Überschneidungen erlaubt und erwünscht sind. Die Skala bewegt sich dabei zwischen Race auf der einen und Downhill (genaue Erklärung dazu hier) auf der anderen Seite.
Für das Fahrwerk, und damit für die Federgabel, heißt das: Für die schnellen Trails beim Racing ist geringes Gewicht Trumpf. Beim Downhill sind die verlangten Parameter Stabilität und Federweg. Sprünge und ruppige Passagen wollen sicher pariert werden. Eine gute Dämpfung trägt hier viel zur Fahrsicherheit bei.
Tuning oder Neukauf?
Flugrost an den Gabelrohren, austretendes Öl oder ein schwergängiges Einfedern steigern nicht gerade die Lust aufs Biken. Wer an die Verbesserung an seinem Material denkt, muss allerdings nicht gleich mit einem neuen Bike liebäugeln: Der alte, aber technisch gute und mit Sicherheit ans Herz gewachsene Rahmen kann mit einer neuen Mountainbike-Federgabel eine neue, sportliche Fahrdynamik entwickeln!
Der Markt bietet heute eine Vielzahl von Gabeln an, die technisch mehr als eine Generation weiter vorne liegen als die ersten schweren, wippenden Modelle. Aber: Gabel ist nicht gleich Gabel. Die Mountainbike Federgabel muss zum Rahmen passen. Nachfolgend die wichtigsten Punkte genannt, die Sie beim Kauf einer neuen Federgabel beachten sollten.
Wichtige Kaufkriterien für eine neue Federgabel
1. Einbauhöhe:
Der Rahmen ist für eine bestimmte Gabellänge konstruiert worden. Angegeben ist dieses Maß als Einbauhöhe. Gemessen wird sie von der Vorderradachse zur unteren Lagerschale. Wenn Sie eine neue Gabel mit der gleichen Einbauhöhe wählen, behalten Sie so das Lenkverhalten des Rades bei. Eine geringere Einbauhöhe führt hingegen zu einem agileren Fahrverhalten, ein längere Gabel zu mehr Spurtreue und trägerem Lenkverhalten. Bleiben Sie also am besten immer bei der alten Einbauhöhe.
2. Lenkkopflager:
Es tummeln sich verschiedene Varianten der Gabel-Lagerung im Rahmen am Markt. Der Durchmesser der Lagerschalen oben und unten wird in Zoll angegeben. Hier gilt: Die neue Gabel muss einfach zum Rahmen passen! So können Sie z.B. als Nutzer eines älteren Rahmens vielleicht auch für Ihr unpopuläres Lagermaß eine gute Gabel zum Schnäppchenpreis kaufen!
3. Achsaufnahme:
Zu dem jahrelangen Standard der 9 Millimeter Schnellspannerachsen haben sich bei Mountainbikes in den letzten Jahren noch ein paar andere Systeme gesellt. Auch hier gilt: Besser vorher vergleichen als hinterher festzustellen, dass das Vorderrad nicht in die Gabel passt.
4. Bremsen:
Mountainbikes mit Felgenbremsen sind kaum noch im Straßenbild zu sehen. Heute sind Scheibenbremsen die Regel. Wenn Sie dennoch auf die Montage von V-Brakes angewiesen sind, sind Sie gut beraten, wenn Sie beim Gabelkauf auf die entsprechenden Cantileverbolzen an der Gabel achten.
Bei den Scheibenbremsen sind Postmount oder IS 2000 die beiden verbreiteten Systeme. Wenn Sie sich im Vorfeld gut informierten, wissen Sie auch, ob Sie unter Umständen noch einen Adapter benötigen.
5. Federgabel:
Nach der Betrachtung der Faktoren, die notwendig sind, damit die neue Gabel zum bestehenden Rahmen passt, kann nun endlich die Kür kommen!
Klar: Federgabeln sollen federn, aber zu einer ausgereiften Führung des Vorderrades gehört noch etwas mehr. Ohne eine funktionierende Dämpfung würde das Vorderrad wie ein Gummiball über die Trails hüpfen.
Durch spezielles Öl, das beim Einfedern und Ausfedern durch Verengungen gepresst wird, wird die Gabelbewegung gedämpft. Bei guten Gabeln können Sie diese Dämpfungsrate einstellen.
Wenn Luftkammern statt Federn die reine Aufgabe des Federns übernehmen, können Sie mit Hilfe einer Gabelpumpe (z.B. bei ROSE Bikes erhältlich) den Druck und somit die Federungsrate verändern. Bei Stahlfedern ist es hingegen die Vorspannung und damit die Charakteristik, die Sie verändern können.
Ein besonderes Feature sind verstellbare Federwege. So lässt sich die Fahrwerkscharakteristik noch schnell vor der Tour mit den Kumpels dem Gelände anpassen.
6. Lockout und Co.:
Beim Pedalieren in der Ebene und im Wiegetritt am Berg ist jegliches Federn Energieverschwendung. Die ganze Kraft soll schließlich am Reifen ankommen und nicht in Federbewegungen verpuffen. Abhilfe schafft ein Blockieren der Federung. Waren die Hebel der ersten Generation für den Lockout noch direkt an den Holmen, wird aktuell vom Lenker per Hebel das Eintauchen der Gabel verhindert.
Ein besonders technisches Schmankerl sind Plattformsysteme, die quasi an der Art der Gabelbelastung langsame Schwingungen vom Pedalieren von harten Fahrbahnschlägen unterscheiden können und die Federung dann frei geben, wenn sie gebraucht wird.
Fazit:
Eine neue Gabel bringt ein enormes Plus an Sicherheit und Spaß beim Biken! Und vielleicht ist das Eintauchen in die Technologien der Mountainbike Federgabel ja auch ein Anlass, sich weiter mit der Faszination Mountainbike zu beschäftigen?